1. Dezember 2013

Radler dürfen bei Rot über die Ampel - in Paris

Das wollen wir auch. Den Gelben Pfeil gibt es in Frankreich auch schon. Jetzt erlaubt Paris den Radlern, bei Auto-Rot zu fahren. Ein gelbes Radsymbol an der Ampel zeigt den Radlern, dass sie fahren dürfen. (Vorfahrt haben sie natürlich nicht.) 

So paradox das klingt: Die Stadt hofft, damit das Risiko für Verkehrsunfälle zu senken. Das könnte funktionieren, weil Radler dann merken, dass man an sie denkt. 

Denn Radfahrer tun das ja auch hierzulande auch, und zwar mit einer mich manchmal erstaunenden Gelassenheit und Frechheit: bei Rot in die Kreuzung hineinfahren, gucken und mit schnellem Antritt rüberzusehen. Denn - wir erinnern uns - Radler haben gelernt, dass man sich um sie und ihr bequemes Fortkommen nicht kümmert. Deshalb machen sie sich die Regeln selber. Sie sind es gewohnt, die Verkehrssituation selbst einzuschätzen, weil Ampeln und Radwegführungen nicht passen. 

In der Tat könnte eine Regelung mit einem gelben Pfeil oder dem gelben Rad an einer Ampel Radlern langfristig signalisieren, dass man an sie respektiert und ihnen unnötige Aufenthalte an Ampeln ersparen will. (Man fährt ja Rad, um eben nicht in der Autokolonne an eine Ampel vorzurücken, oder alle paar Meter an einer Ampel warten zu müssen, die eigentlich den Autoverkehr verlangsamen soll.  

Die Grundregel für eine Ampelschaltung oder den Gelben Pfeil könnte lauten: Immer dort kann ein Radler Rot überfahren, wo er rechts einen Bordstein hat (T-Kreuzungen.) Dann fährt er nämlich keinem von rechts einfahrenden Autos vor den Kühler, und die von links einbiegen, sehen ihn am Bordstein fahren. Ein Beispiel, wo es bereits einen grünen Pfeil nach rechts für Autos gibt, aber eben keinen gelben Geradeauspfeil für Radler, ist die Einfahrt in die Tiefgarage des SWR an der Neckarstraße. 
In der Neckarstraße gibt es stadteinwärts übrigens auch die Ampel an der Einfahrt Hackstraße zur Staatsanwaltschaft hin, wo Radler trotz Rot ganz gut weiterfahren könnten. 


Das Ampelgelb für Radler bei Auto-Rot in Paris ist das Ergebnis einer dreijährigen Kampagne von dortigen Radverbänden. Wir haben ja auch Radverbände. Lasst uns eine Kampagne starten. Radfahren für Stuttgart wäre dabei. Wer noch? 

Blogleser Sebastian hat in Stuttgart eine Regelung gefunden, die es Radfahrern einmal leicht macht, eine Ampel zu umfahren, und zwar in der Daimler-Schmidener-Straße in Cannstatt. Hier sein Foto.

Er schreibt: "Hier kann man "offiziell", wenn es Rot ist einfach über den Rad/Gehweg an den Autos vorbei und dann über die Einfahrt der Mergentheimer Straße zurück auf die Schmidener Straße. Im Grunde aber auch weiter auf dem Gehweg, wenn ich das Schild richtig deute."

Danke an Sebastian. Das sind allerdings "kleine Lösungen", die Stuttgart vielfältig bereit hält. Besonders glücklich sind wir Radler über die "Schleichwege" über Gehwege allerdings nicht. Man stört ja immer auch Fußgänger. Und eigentlich müsste man Schrittgeschwindigkeit fahren. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen