28. September 2014

Nimmt die Stadt Radler wirklich ernst?

Ja, doch. Es werden Radrouten geplant und ausgebaut. Das große Ziel: zwanzig Prozent der Strecken sollen künftig mit dem Rad zurück gelegt werden. Derzeit schätzt man die Quote auf sieben Prozent. Dafür braucht man gut befahrbare Strecken und Werbung fürs Radeln. 

Aber in Stuttgart wird gebaut. Das bedeutet für Radler, dass sie sich in Umleitungen verfransen, die nicht radlerfreundlich sind. Und es wird gefeiert. Zum Beispiel gestern auf der neuen Mischverkehrsstrecke Tübinger Straße am neuen Gerber. Ich finde Feste auch toll, die viele Fußgänger auf die Straße bringen. Ich finde es auch gut, dass Autostraßen für Feste gesperrt werden.
Autofahrern weist man eine Umleitung aus, Radlern aber nicht. Der Mischverkehrsweg am Gerber ist Teil der Hauptroute 1, früher Tallängsweg genannt, auf der Radler von Vaihingen bis Fellbach fahren können. Hier sind Radler unterwegs, die nicht nur in die Innenstadt fahren wollen, sondern die Innenstadt durchqueren, teils auf Strecken, die länger sind als 12 Kilometer. Die wollen nicht spaziergen gehen oder schieben, sondern durchkommen.

Gestern kamen sie am Gerber nicht mehr durch. Es war Gerber-Fest. Alles okay. Schön, dass wir Straßenfeste feiern. Aber was mich ärgert: Es fehlte eine Umleitungs-Beschilderung für Radler. Es gab keine Umleitung. Radler, die vom Marienplatz bis zum Gerber gekommen sind und nicht absteigen und schieben wollten, mussten umdrehen bis zur Cottastraße zurückradeln, um dann über den Heusteig einen anderen Weg durch Stuttgart zu suchen. Denn die Einbahnstraßen (Gerberstraße) waren zwar während der Bauzeit in Gegenrichtung für Radler freigegeben, sind es aber jetzt nicht mehr. Wer vom Rotebühlplatz her kam, hatte es leichter. Aber auch hier wären Schilder am Ausgang der Radstraße Eberhardstraße nett gewesen, damit man gleich Richtung Wilhelmsplatz abbiegt und das Fest über die Nesenbach- und Gerberstraße umfährt.

Wenn ich mich an einem Samstagabend auf der Heimfahrt von der Arbeit auf einer Radhauptroute Menschenmassen ohne Vorwanrnung gegenüber sehe, die den Weg blockieren, dann fühle ich mich als Radlerin von der Stadt nicht ernst genommen.

Und ich finde, man muss Radler als Menschen ernst nehmen, die auf ihren Wegen ebenso, wenn nicht so gar besser, durchkommen wollen wie Autofahrer. Radler brauchen freie Strecken, gute Ampelschaltungen und eine ausgeschilderte und gut befahrbare Umleitung, wenn eine Route blockiert ist. Zur Planung von Straßenfesten gehört auch eine Planung der Umleitung für Radrouten. 

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